Das Dào-Dé-Jing
Das Buch Dào-Dé-Jing ist als Gründungsschrift und sein Autor Laozi als Gründergestalt des Daoismus in die chinesische Kultur eingegangen. Seine weltweit am meisten verbreitete Textgestalt (textus receptus) besteht aus 81 Abschnitten, von denen der erste Teil dem Dao und der zweite dem De gewidmet ist. Ein 1973 in Mawangdui gefundener Seidentext, datiert auf ca. 170 v.Chr., kehrt diese gebräuchliche Anordnung jedoch um.
De-Dao-Jing vs. Dao-De-Jing
Weit hinten, hinter den Wortbergen, fern der Länder Vokalien und Konsonantien leben die Blindtexte. Abgeschieden wohnen sie in Buchstabhausen an der Küste des Semantik, eines großen Sprachozeans. Ein kleines Bächlein namens Duden fließt durch ihren Ort und versorgt sie mit den nötigen Regelialien.
Es ist ein paradiesmatisches Land, in dem einem gebratene Satzteile in den Mund fliegen. Nicht einmal von der allmächtigen Interpunktion werden die Blindtexte beherrscht – ein geradezu unorthographisches Leben.
Eines Tages aber beschloß eine kleine Zeile Blindtext, ihr Name war Lorem Ipsum, hinaus zu gehen in die weite Grammatik. Der große Oxmox riet ihr davon ab, da es dort wimmele von bösen Kommata, wilden Fragezeichen und hinterhältigen Semikoli, doch das Blindtextchen ließ sich nicht beirren.
De ist das Eine, unvordenklicher Energiezustand der Natur im gesamten Universum. Bei seiner Ausdifferenzierung in die raum-zeitliche Vielheit, dem So-Sein der 10000 Dinge der Welt, wandelt es sich und bleibt doch immer das Eine. Im menschlichen Individuum entfaltet sich das ungeschiedene De in fünf energetische Kräfte, welche fünf Qualitäten der inneren Haltung entsprechen:
Ren (仁, Mitmenschlichkeit),
Yi (義, Fairness),
Li (禮, Zuvorkommenheit),
Zhi (智, Klugheit),
Xin (信, Wahrhaftigkeit).
Die natürliche Verwirklichung des De im Menschen ist selbstlos, noch unabgeschliffen durch alle Förmlichkeiten von Brauchtum und Sitte und macht den besten, unverstellten Teil unseres Wesens aus.
Dao ist Null, Nicht-Sein des Nicht-Seins. Es ist eigentlich namenlos, ungeworden und uranfänglich. Aus ihm geht alles hervor, es ist der Quell des De, der polaren Zweiheit von Yin und Yang in allen lebenden Wesen, des Wandels, des Wechsels und des Wiedereintritts in allen Sphären der Welt. Es ist nicht beschreibbar, aber durch Aufhebung der Gegensätze kann der Mensch es erfahren.
Jing bedeutet hier soviel wie „Auslese von Texten“. Das De-Dao-Jing ist eine Zusammenstellung von wirkmächtigen Aphorismen, Lehrweisheiten und Spruchkapiteln. Sie werden rezitiert und fördern den Menschen bei der Erlangung von Weisheit und Frieden.
Im uns überlieferten Denken des Laozi geht es nicht in erster Linie um die Erfassung des Weltbildes seiner Epoche, sondern er hinterließ den Nachkommenden in seinem Werk eine Anleitung, um zum Ursprung zurückzufinden. Das De-Dao-Jing wendet sich der allgemeinen menschlichen Sorge um körperlich-geistige Gesundheit zu und führt sie auf den praktischen Weg der Selbstkultivierung im Sinne des Dao. In den Generationen Chinas wurde auf der Bahn des Laozi ein breites Spektrum von Erfahrungen durchlaufen. Die Kultur des De-Dao entwarf und kanonisierte effektive Lehren und Methoden, welche in Schriftform und vom Meister an den Schüler weitergegeben wurden.
Einige wichtige Aspekte der Selbstkultivierung mit traditionellem Bezug zum De-Dao-Jing sollen hier überblickshaft genannt werden: